«Mit dem ETH Swiss GeoLab wollen wir in der Erdbeobachtung zur Weltspitze gehören»
Eine Donation der J?rg G. Bucherer-Stiftung in der H?he von 100 Millionen Schweizer Franken erm?glicht der ETH Zürich, ein neues Kompetenzzentrum für Erdbeobachtung aufzubauen. ETH-Pr?sident Jo?l Mesot erkl?rt, wie es zu der Partnerschaft kam und welchen Nutzen das ETH Swiss GeoLab haben wird.
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Jo?l Mesot, vor eineinhalb Jahren durften Sie eine grosse Donation der Dieter Schwarz Stiftung ankündigen. Nun erhalten Sie von der J?rg G. Bucherer-Stiftung eine ?usserst grosszügige Zuwendung. Ist die ETH damit ihre Geldsorgen los?
Jo?l Mesot: Lassen Sie mich zun?chst der J?rg G. Bucherer-Stiftung im Namen unserer ganzen Hochschule danken, auch für ihre Weitsicht. Die Donation der Bucherer-Stiftung erm?glicht es uns, ein Zentrum für Erdbeobachtung aufzubauen, das international führend sein wird – davon wird die ganze Schweiz profitieren. Doch um Ihre Frage zu beantworten: Auch grosszügige Donationen, die langfristig ausgerichtet sind, k?nnen die Grundfinanzierung durch den Bund nicht ersetzen. Sie erlauben es uns aber, in zukunftstr?chtigen Gebieten zu wachsen.
Weshalb ist die Erdbeobachtung ein zukunftstr?chtiges Gebiet?
Wir leben in einer Welt, die vor gewaltigen Herausforderungen steht, wenn wir den Klimawandel, die geopolitischen Krisen, aber auch die Landwirtschaft anschauen. Forschende verwenden Satellitenbilder, um Unwetter vorherzusagen, Schneeh?hen zu messen, landwirtschaftliche Ertr?ge abzusch?tzen oder den Klimawandel zu beobachten. Doch das Potenzial der Erdbeobachtung wird bei Weitem nicht ausgesch?pft. Die riesigen Datenmengen, die Satelliten, Drohnen und Sensoren t?glich aufzeichnen, werden noch zu wenig zielgerichtet genutzt.
Wie wollen Sie dieses Potenzial nutzen?
Zentral ist ein systematischer Einsatz moderner Datentechnologien. Ohne KI und High-End-Computing ist es heute fast nicht m?glich, die in Studien und Forschungsprojekten gewonnenen Erkenntnisse auf ein gr?sseres Gebiet zu übertragen. Für die Speicherung und Aufbereitung der Daten kommt das CSCS in Lugano ins Spiel. So kann das Swiss GeoLab vom neuen Supercomputer Alps profitieren, den wir im letzten Herbst eingeweiht haben.
Welche Aufgaben soll das Swiss GeoLab konkret übernehmen?
Das ETH Swiss GeoLab soll Daten aus dem All, aus der Luft und vom Boden sowie KI-gestützte Analysemethoden nutzen, um unseren Planeten besser zu verstehen und konkrete Herausforderungen zu bew?ltigen. Das Spektrum m?glicher Anwendungen ist breit: Es reicht von der Früherkennung von Naturkatastrophen wie die Bergstürze, die kürzlich die Schweizer Gemeinden Blatten und Brienz heimgesucht haben, bis zu Prognosen landwirtschaftlicher Ertr?ge, die B?uerinnen und Bauern bei der Planung helfen.
Was verspricht sich die ETH vom Wachstum auf dem Gebiet der Erdbeobachtung?
An der ETH gibt es bereits heute zahlreiche Forschende, die sich mit Erdbeobachtung besch?ftigen und dafür zum Beispiel Daten von Satelliten und Drohnen auswerten. Durch die Partnerschaft mit der J?rg G. Bucherer-Stiftung k?nnen wir die Forschung und den Wissenstransfer in diesem wichtigen Bereich auf eine neue Ebene heben. Wir wollen mit dem ETH Swiss GeoLab im Bereich Erdbeobachtung zu den besten der Welt geh?ren.
Wie wollen Sie das erreichen?
Mit einem hervorragenden Team. Mit Thomas Zurbuchen konnten wir eine erfahrene und international bestens vernetzte Führungsperson als Direktor des Zentrums gewinnen. Er hat als NASA-Forschungsdirektor aber auch an der ETH Zürich mit dem Aufbau des Master-Studiengangs Space Systems gezeigt, dass er grosse Projekte erfolgreich managen kann. Unterstützt wird er bei diesem Projekt von ETH-Professorin Verena Griess, die Vizedirektorin wird. Verena nutzt in ihrer eigenen Forschung Satellitendaten, um zum Beispiel Informationen über den Zustand von B?umen und W?ldern zu erhalten. Sie werden unterstützt von einem Kernteam mit Professoren aus unterschiedlichen Fachrichtungen. Dieses Kernteam wird innerhalb der ETH Zürich Gespr?che mit Forschenden führen, die sich am GeoLab beteiligen wollen.
K?nnen sich auch Unternehmen am Zentrum beteiligen?
Die Zusammenarbeit mit Industriepartnern und Start-ups ist absolut notwendig. Wir wollen am ETH Swiss GeoLab nicht nur forschen, sondern auch neue Technologien für die Erdbeobachtung und darauf basierende Produkte und Dienstleistungen entwickeln. Um von Beginn weg an relevanten Fragestellungen zu arbeiten und Technologien skalieren zu k?nnen, sind wir auf die Zusammenarbeit mit Start-ups ebenso wie mit etablierten Industriepartnern angewiesen.
Das Herzstück des Swiss GeoLabs soll in Luzern aufgebaut werden. Warum in Luzern?
J?rg G. Bucherer war Luzern sehr verbunden, und die Stiftung will mit ihrer T?tigkeit, diese Region f?rdern. Das wollen wir respektieren. Die physische Pr?senz des Swiss GeoLabs in der Innerschweiz ist auch der Unterstützung des Kantons Luzern zu verdanken, der sich mit 2.8 Millionen Franken an den Kosten für die Infrastruktur beteiligt. Und was für uns ganz wichtig ist: Luzern ist mit seiner N?he zum Alpenraum, seinen Hochschulen und starken Unternehmen in der Flugzeug-, Maschinen- und Elektronikindustrie ein idealer Ort für ein Kompetenzzentrum für Erdbeobachtung.
K?nnen Sie uns zum Schluss noch verraten, wie es zu dieser grosszügigen Donation gekommen ist?
J?rg G. Bucherer war Alleininhaber der Bucherer Gruppe, der gr?ssten Uhrenh?ndlerin der Welt. Er verkaufte die Gruppe im Sommer 2023 an Rolex, und gründete mit dem Erl?s die Stiftung. Als er im November 2023 kinderlos verstarb, vermachte er sein ganzes Verm?gen der Stiftung. Die ETH Zürich Foundation wurde auf die Stiftung aufmerksam und ging auf sie zu mit der Idee, gemeinsam ein weltweit führendes Kompetenzzentrum für Erdbeobachtung aufzubauen. Die Bucherer-Stiftung war von dieser Idee sofort begeistert, und auch der Kanton Luzern hat uns mit offenen Armen empfangen. So konnten wir das Projekt sehr schnell entwickeln. Eine zentrale Rolle spielte dabei der Pr?sident der Stiftung, Dr. Urs Mühlebach. Für sein Vertrauen und die grosse Unterstützung danke ich herzlich.
Zum Kernteam des ETH Swiss GeoLab geh?ren neben Thomas Zurbuchen vom D-EAPS und Verena Griess vom D-USYS auch die ETH-Professoren Konrad Schindler und Benedikt Soja vom D-BAUG, Marc Pollefeys vom D-INFK und Roland Siegwart vom D-MAVT. Dieses Kernteam wird dann innerhalb der ETH Zürich Gespr?che mit Forschenden führen, die sich am GeoLab beteiligen wollen. Ab 2030 soll das neue Zentrum seine volle Gr?sse erreicht haben. Rund 100 Mitarbeitende werden im Kanton Luzern und Zürich für das Zentrum t?tig sein.
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