Johanna Ziegel m?chte als Statistikerin die Zukunft m?glichst genau vorhersagen. Privat hingegen hat sie gelernt, nicht allzu pr?zise zu planen.
Wie gehen Sie privat mit Unsicherheiten um?
Ich bin ein strukturierter und disziplinierter Mensch und habe gelernt, nicht allzu pr?zise zu planen, wo es nicht n?tig ist. Das zahlt sich im Familien- und Arbeitsalltag aus, denn es ist einfacher, dass etwas klappt, wenn die Definition von ?es hat geklappt? weit gefasst ist. Ausserdem lehrt es einen zu reflektieren, was wirklich wichtig ist.
Was macht statistische Vorhersagemethoden so spannend?
Es ist immer interessant, in die Kristallkugel zu blicken. Ich untersuche, wann Vorhersagen gut sind. Gut heisst, dass die Vorhersagen statistisch kompatibel sind mit dem, was sp?ter real passiert, und dass sie die Zukunft m?glichst genau voraussagen. Um Vorhersagen fair und sinnvoll miteinander vergleichen zu k?nnen, müssen die Ausgangssituationen mathematisch genau beschrieben werden. So l?sst sich beweisen, welche Bewertungskriterien gute Vorhersagen tats?chlich zuverl?ssig bevorzugen – und sich nicht durch Tricks t?uschen lassen.
Roboter auf Mission
Dieser Text ist in der Ausgabe 25/04 des ETH-????Magazins Globe erschienen.
Ihre Erkenntnisse finden in verschiedenen Bereichen Anwendung. Was sind die gr?ssten Herausforderungen?
Ich arbeite eher an Theorie und Methodik als an spezifischen Anwendungen. Mein Anspruch ist es aber, dass die entwickelte Methodik in mehr als einem Anwendungsgebiet Erkenntnisse bringt. Bei der Wettervorhersage zum Beispiel wird künstliche Intelligenz (KI) immer wichtiger. Manche KI-Modelle sind jetzt schon besser als die klassischen physikalischen Modelle. Ich m?chte neue statistische Modelle entwickeln, um besser bewerten zu k?nnen, ob KI-Modelle mit den Gesetzen der Physik übereinstimmen und wie gut sie extreme Wetterereignisse vorhersagen k?nnen.
Sie sind früh Professorin und Mutter geworden. Was braucht es, um Karriere und Familie zu vereinbaren?
Es ist wichtig, eine gesunde Selbsteinsch?tzung zu haben und Methoden der Selbstfürsorge zu lernen. Das bin ich nicht nur mir selbst schuldig, sondern auch meinen Kindern. Kinder sollten gesunde und grunds?tzlich glückliche Eltern haben, sonst wird es schwierig für sie zu lernen, wie man ein gesunder, zufriedener Erwachsener wird.