UNO-ETH-Partnerschaft gewinnt an Dynamik

Das UNO-ETH-Forum von Ende Oktober in Zürich zeigte, wie Forschende Expertise und Know-how in Fragen der internationalen Politik einbringen k?nnen. Verschiedene Projekte zeigen, wie konkret die Zusammenarbeit bereits geworden ist.?

Die UNO-Flagge weht im Wind

In Kürze 

  • Die Partnerschaft der ETH Zürich mit den Vereinten Nationen erm?glicht konkrete Projekte an der Schnittstelle von Wissenschaft und Politik. 

  • Studierende und Forschende bringen seit der Lancierung 2023 ihr technisches Wissen in internationale Fragestellungen ein und erhalten Zugang zu neuen Lern- und Praxiskontexten. 

  • Am UNO-ETH-Forum im Oktober 2025 diskutierten Fachleute aus Wissenschaft, Politik und UNO-Organisationen über globale Herausforderungen und laufende Kooperationen. 

Beim ersten UNO-ETH-Forum in Zürich im vergangenen Oktober zeigte sich eindrücklich, wie viel Energie in der noch jungen Partnerschaft zwischen der ETH Zürich und den Vereinten Nationen (UNO) steckt. W?hrend eineinhalb Tagen trafen sich Fachleute aus Wissenschaft, Politik und internationalen Organisationen, um über digitale Transformation, globale Sicherheit und die Ziele für nachhaltige Entwicklung zu diskutieren.

Mit Datenmodellen und Prototypen konkrete Probleme l?sen

Doch es ging nicht nur um Gedanken- und Ideenaustausch: Studierende, Forschende und UNO-Mitarbeitende zeigten, an welchen konkreten Problemstellungen sie gemeinsam arbeiten. Ausserdem stiessen die Teilnehmenden neue Kollaborationen an – wie etwa zwischen der Medical Data Science Group der ETH und dem UNO-Kinderhilfswerk Unicef. Das Projekt m?chte ausloten, wie man einfach zu lesende Dokumente für Kinder mit kognitiven Einschr?nkungen automatisch erstellen kann.

Wie aber finden Teams von UNO und ETH zusammen? Der Mechanismus ist simpel: Teams der UNO definieren konkrete Herausforderungen, die ETH sucht die passenden Fachleute und gemeinsam entstehen L?sungsans?tze wie Prototypen oder Datenmodelle. Diese Vorgehensweise hat sich bew?hrt. Die ersten Projekte zeigen, dass auch kleine Teams Wirkung erzielen k?nnen, wenn beide Seiten eng zusammenarbeiten und voneinander lernen.

Dieser Mechanismus ist der Kern der Partnerschaft, den die UNO und die ETH im Oktober 2023 im Rahmen eines Memorandum of Understanding (MoU) formalisiert hatten – eine Partnerschaft, die für beide Seiten wichtig ist.

Warum die Partnerschaft sowohl für UNO als auch ETH wichtig ist

Für die UNO werden Kooperationen mit Hochschulen immer bedeutender, zumal die Organisation finanziell, organisatorisch und geopolitisch unter Druck steht. Die ETH ist dabei eine besonders gefragte Partnerin, weil sie wissenschaftliche Exzellenz mit technischem Know-how verbindet und ihre Werte wie Offenheit, Respekt oder Verantwortung mit jenen der UNO übereinstimmen.

?Ein Schlüsselmoment des Forums war zweifellos die Teilnahme von Guy Ryder, Unter-Generalsekret?r für Politik bei der UNO?, stellt Jürg Brunnschweiler, Stabschef des ETH-Pr?sidenten, fest. ?Sein Kurzbesuch in Zürich zeigte, welchen Stellenwert die Partnerschaft für die UNO hat.? Ryders Anreise trotz dichtem Zeitplan wirkte als deutliches Signal der Unterstützung und verlieh dem Forum starken Rückenwind.

Für die ETH ist die Zusammenarbeit mit der UNO eine Chance, ihre Expertise dort einzubringen, wo sie Wirkung entfalten kann: an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und globaler Politik. Diese Expertise muss aber zuerst einmal an der ETH selbst gebündelt werden.

Wie die Zusammenarbeit funktioniert

Hierzu wurde an der ETH ein Inkubator aufgebaut, der neue Projektideen identifiziert und Teams begleitet. Schon im ersten Durchgang gab es 53 Bewerbungen, aus denen sechs gemeinsame Projekte hervorgingen. Sie pr?sentierten ihren aktuellen Stand am Forum. Dies war ein wichtiger Moment, denn viele Projektbeteiligte trafen sich zum ersten Mal pers?nlich, konnten offene Fragen kl?ren und ihre Arbeitsbeziehung festigen. 

Leo Eigner, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Center for Security Studies der ETH Zürich hat den Aufbau des Inkubators und die Koordination der Projekte verantwortet. ?Wir befinden uns noch in der Startphase, aber das Interesse ist enorm, vor allem von Studierenden, die ihr Wissen in einem politischen Kontext einsetzen wollen?, führt Eigner aus.

Parallel zu den bestehenden und neuen Projekten arbeiten ETH-Angeh?rige direkt mit unterschiedlichen UNO-Organisationen zusammen. Hierzu z?hlen der Humanitarian Planning Hub, wo im Bereich Wohnen und Siedlungen für vertriebene Menschen geforscht und nach innovativen L?sungen gesucht wird. Oder wenn es darum geht, Konfliktereignisse durch Zusammenarbeit zwischen Mensch und KI vorherzusagen und so die UNO-Friedenssicherung zu st?rken. Die Partnerschaft macht diese Projekte sichtbarer und erleichtert den gegenseitigen Austausch.

?Studierende müssen lernen, die andere Seite zu verstehen?

Eine treibende Kraft sind Studierende und junge Forschende. Sie bringen technische F?higkeiten, frische Perspektiven und Motivation mit. Gleichzeitig bietet ihnen die Partnerschaft einen Einblick in die Welt der internationalen Politik und die M?glichkeit, ihr Wissen in einem realen Kontext einzusetzen. Praktika und gemeinsame Projektarbeiten wurden deshalb gezielt ausgebaut.

Eigner betont, wie wertvoll diese Arbeit für beide Seiten ist: ?Es geht hier auch stark darum, Soft Skills zu entwickeln: Studierende und Forschende generell müssen lernen zuzuh?ren, geduldig zu sein und die Sichtweise der anderen Seite zu verstehen. Das ist anspruchsvoll, aber genau hier entsteht die Brücke zwischen Wissenschaft und Politik.?

Diese Kompetenzen f?rdert auch die neue Albert Einstein School of Public Policy, die parallel zum Forum offiziell lanciert wurde und künftig eine wichtige Rolle bei der strukturellen Verankerung der Partnerschaft spielen wird.

Ausblick: Was jetzt wichtig wird

Damit die Partnerschaft ihr Potenzial aussch?pfen kann, braucht es gem?ss Brunnschweiler nebst der eben genannten strukturellen Verankerung an der ETH, um die Abl?ufe zu vereinfachen und die Projekte organisatorisch abzusichern, zwei weitere Punkte: Erstens werden finanzielle Mittel nach einer ersten Anschubfinanzierung notwendig sein, um weitere Projekte umsetzen zu k?nnen. Zweitens brauche es st?ndigen Wissenstransfer und Pr?senz vor Ort. So k?nnte beispielsweise der UNO-Standort in Genf st?rker einbezogen werden, wie Brunnschweiler vorschl?gt.

Zwei Jahre nach der Unterzeichnung des Memorandums ist klar: Die Partnerschaft funktioniert und sie st?sst auf Interesse. Bereits 2024 und 2025 fanden Treffen auf hoher Ebene statt, und das Forum in Zürich hat gezeigt, wie gross der gemeinsame Wille zur Zusammenarbeit ist.

JavaScript wurde auf Ihrem Browser deaktiviert