«Inspiration aktiviert das Engagement, die Loyalität und das Zielbewusstsein der Menschen»

Effy Vayena wird am 1. Januar 2026 das Amt als Vizepr?sidentin für Wissenstransfer und Wirtschaftsbeziehungen antreten. Ein Portrait anl?sslich ihrer Wahl durch den ETH-Rat.

Porträt von Effy Vayena
Die Bioethik-Professorin Effy Vayena leitet ab 2026 das Vizepr?sidium für Wissenstransfer und Wirtschaftsbeziehungen der ETH Zürich. (Bild: Olympia Krasagaki / ETH Zürich)

Eftychia Vayena lautet der offizielle Name der neuen ETH-Vizepr?sidentin für Wissenstransfer und Wirtschaftsbeziehungen (VPWW), die der ETH-Rat in seiner heutigen Sitzung ernannt hat. Gemeinhin bekannt ist die weltweit renommierte Expertin für Ethik in der Digitalisierung im Gesundheitswesen als Effy Vayena. 

?Ich bin geehrt vom Vertrauen, das mir Jo?l Mesot als Pr?sident der ETH Zürich und der gesamte ETH-Rat entgegenbringen. Ich freue mich darauf, die hervorragende Aufbauarbeit meiner Vorg?ngerin Vanessa Wood fortzuführen und den Wissenstransfer sowie die Beziehungen unserer Hochschule zur Aussenwelt generell weiter auszubauen?, so die erste Reaktion der frischgebackenen VPWW. 

Expertin für Ethik- und Governancefragen

Effy Vayena ist seit sieben Jahren Professorin für Bioethik an der ETH Zürich und befasst sich mit ethischen, rechtlichen und sozialen Fragen der Genomik, dem Einsatz von künstlicher Intelligenz im Gesundheitswesen, aber auch mit allgemeinen Governance-Fragen von neuen Technologien. Zuvor war sie in verschiedenen universit?ren und nicht-universit?ren Funktionen und Gremien in der Schweiz und international t?tig, darunter in der Covid-19 Science Taskforce. An der ETH Zürich ist sie seit zwei Jahren Delegierte der Schulleitung für Digitale Transformation und Governance. 

?Mit Effy gewinnen wir eine Kollegin, die hohen wissenschaftlichen Ansprüchen genügt und über substanzielle Erfahrung in nationalen wie internationalen Kooperationen verfügt und das Team der Schulleitung fachlich weiter diversifiziert?, zeigt sich Jo?l Mesot hocherfreut.

Vertraut mit unterschiedlichen Denkweisen

Für manche mag die Wahl einer Bioethikerin in diese Position überraschend kommen. Doch Effy Vayena besch?ftigte sich bereits vor ihrer Professur an der ETH Zürich mit der Gestaltung von verantwortungsvollen Innovationsprozessen, die von theoretischen Ideen bis hin zu praktischen Governance-Rahmenwerken reichten.

Zur Person

Effy Vayena ist seit Mai 2017 ordentlichen Professorin für Bioethik an der ETH Zürich. Sie wurde vor 53 Jahren auf der westgriechischen Insel Lefkada geboren. Nach Studien in Geschichte sowie Wissenschaftsphilosophie und -geschichte promovierte sie 1999 an der University of Minnesota mit einer Arbeit über medizinische Sozialgeschichte. Bei der Weltgesundheitsorganisation WHO war Vayena als Technical Officer im Bereich Reproduktionsmedizin und Forschungsethik t?tig, bevor sie an die Universit?t Zürich kam, wo sie 2015 eine SNF-F?rderprofessur im Bereich Bioethik und Gesundheitspolitik erhielt.

?In meiner Forschung habe ich mich regelm?ssig mit der Ethik und Governance neuer Technologien befasst und damit, wie diese in ?ffentlich-privaten Partnerschaften umgesetzt werden k?nnen?, sagt die neue VPWW. Dabei sei es immer auch um regulatorische Fragen gegangen. Rechtliche Fragen rund um Technologien, Patente und geistiges Eigentum seien deshalb kein Neuland für sie.

Auch mit den unterschiedlichen Ans?tzen des privaten und ?ffentlichen Sektors im Bereich Innovation ist Effy Vayena dank ihrer Erfahrungen aus langj?hrigen Kooperationen mit ?ffentlichen Institutionen bestens vertraut. ?Ich habe mich intensiv damit besch?ftigt, wie wissenschaftliche Erkenntnisse und ethische Aspekte in die ?ffentliche Politik übertragen werden k?nnen; um eine Wirkung zu erzielen, ist es entscheidend, die verschiedenen Interessengruppen und ihre unterschiedlichen Ans?tze zu verstehen?, sagt sie.

Mit ihrer wissenschaftlichen Arbeit in der Gesellschaft etwas zu bewirken, war ihr immer ein Anliegen. In der neuen Rolle als Vizepr?sidentin sieht sie nun die M?glichkeit, eine andere Art von Wirkung beim Wissenstransfer zu erzielen: ?Ich kann von Vanessa einen hervorragend strukturierten Bereich mit einem fantastischen Team übernehmen. Ich freue mich riesig darauf, gemeinsam mit diesen gestandenen Fachleuten und der ganzen ETH-Community den Wissenstransfer weiter zu beschleunigen, unternehmerische Exzellenz zu f?rdern und die Pr?senz der ETH im politischen Diskurs und Handeln zu st?rken.?

Vizepr?sidium für Wissenstransfer und Wirtschaftsbeziehungen

Das Vizepr?sidium für Wissenstransfer und Wirtschaftsbeziehungen ist verantwortlich für die Gestaltung der Beziehungen zwischen der ETH Zürich, ihren Partnerinnen und Partnern in der Privatwirtschaft und ?ffentlichen Institutionen sowie politischen Instanzen. Es ist dafür zust?ndig, dass Forschungsergebnisse in Wirtschaft und Gesellschaft einen Nutzen stiften. Der Bereich erarbeitet und genehmigt Vertr?ge, die Einheiten der ETH Zürich mit Dritten schliessen, und f?rdert (künftige) Gründer und Gründerinnen von Spin-off-Firmen. Ausserdem unterstützt er Fachleute aus Politik und Verwaltung, die mit ETH-Forschenden zusammenarbeiten m?chten und Forschende, die Ansprechpersonen in Verwaltung und Politik suchen.

Mit Zuh?ren führen

Auf ihren Führungsstil angesprochen erkl?rt sie, dass sie Teammitglieder anspornt, indem sie diese inspiriert: ?Inspiration aktiviert das Engagement, die Loyalit?t und das Zielbewusstsein der Menschen? ist Vayena aufgrund der Erfahrungen in vielen Gremien und mit ihrer Forschungsgruppe überzeugt. Ganz wichtig sei auch das Zuh?ren: ?Im VPWW-Bereich gibt es viele enorm erfahrene Kolleginnen und Kollegen. Und in der ETH gibt es Professorinnen und Professoren sowie Forschende, die geradezu brillant sind. Von ihnen kann ich viel lernen?, ist sie überzeugt.

Gleichzeitig weiss Vayena, dass sie in ihrer neuen Funktion auch Entscheide treffen muss, mit denen nicht alle einverstanden sind. ?Dann ist es wichtig, dass man den Leuten offen erkl?rt, warum bestimmte Dinge so laufen sollen – und falls man mal einen Fehler macht, auch dazu steht?, ist sie überzeugt.

Bis zu ihrem Amtsantritt im Januar 2026 wird Effy Vayena viel zuh?ren und nachfragen – in Gespr?chen mit künftigen Teammitgliedern, aber auch mit anderen ETH-Angeh?rigen quer durch die Hochschule. Auch mit den Leuten aus ihrer Forschungsgruppe, die sie mit rund 20 Stellenprozenten weiterführen wird, stehen Gespr?che an. ?Meine Gruppe ist mir extrem wichtig, weil ich mich hier verwurzelt fühle und sie mich mit meiner Expertise verbindet?, erkl?rt sie. ?Neben meiner Familie gibt mir die Gruppe Inspiration und Energie?.

Ein anderer Antriebsmotor sind für sie sportliche Aktivit?ten, insbesondere Laufen und Velofahren. ?K?rperliche Aktivit?t, tiefe menschliche Beziehungen und letztlich die Sinnhaftigkeit meiner T?tigkeit: Das sind meine Energiequellen.?

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